Vor 40 Jahren lieferte Walter Lang seinen ersten selbst geschleuderten Honig an Bioläden der Region. Heute ist die Walter Lang GmbH der größte Bio-Honig-Importeur Europas und bezieht das flüssige Gold von fünf Kontinenten.
„Mmh, ist der schön im Nachgang.“ Karin Lang steht im Labor der Walter Lang GmbH in Bremen und genießt den Geschmack des Lindenblütenhonigs. Genuss steht in dem Unternehmen schon von Berufs wegen ganz oben. Der Honig, der in Probenbechern vor der Lebensmitteltechnologin steht, stammt aus der eigenen Imkerei. Karin Lang, deren Schwiegervater mit der Imkerei begann, ist überzeugt: „Man braucht viel Erfahrung, aber auch die Liebe zum Honig, um das hier mit Erfolg zu betreiben.“ Längst wird nicht nur eigener Honig produziert, es werden Honige aus aller Welt importiert und im Labor des größten europäischen Bio-Honig-Importeurs auf Geschmack und Qualität getestet.
Deutsche Verbraucher lieben Honig
Die Liebe zum Honig kultivieren auch die Deutschen: Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von rund 1,2 Kilogramm sind sie weltweit spitze. Da die Imker hierzulande den Bedarf nach Angaben des Waren-Vereins der Hamburger Börse nur zu rund 20 Prozent decken, ist Deutschland ein Honig-Importland. Während deutsche Imker aufgrund des Klimas nur drei bis vier Monate im Jahr Erträge erzielen können, wird in den großen Honig-Exportländern wie Mexiko oder Brasilien dreiviertel des Jahres geimkert. „Das sind wichtige Erzeugerländer, in denen wir langjährige Partner haben“, sagt Gerrit Lang, der mit Ehefrau Karin und seinem Bruder Jakob für die operativen Geschicke des Familienunternehmens verantwortlich ist, das Firmengründer Walter Lang weiterhin als Geschäftsführer begleitet.
Durchschnittlich acht Millionen Kilo Honig importiert die Walter Lang GmbH nach eigenen Angaben pro Jahr und beschäftigt 65 Mitarbeiter. Das flüssige Gold wird für Firmen abgefüllt, die es in der Lebensmittelherstellung verarbeiten oder an Endverbraucher verkaufen. Rund 85 Prozent des Imports sind Bio-Honige. 2013 ging das Unternehmen zusätzlich mit einer eigenen Marke an den Markt: die „Walter Lang“-Spezialitätenhonige. Das Sortiment mit 35 ausgesuchten Sorten führt einmal um die Welt, vom Kirschblütenhonig aus den Kasseler Bergen bis hin zu Mayahonig aus Yukatan in Mexiko.
Schonende Verarbeitung
Wer die Schleuderhalle betritt, wird von einem süß-herben Bienenwachsduft umgeben. Derzeit fließt noch der Lindenblütenhonig von den eigenen Wandervölkern in Brandenburg und den Kasseler Bergen aus den Waben und wird in Fässern gesammelt. Eine Halle weiter stehen die importierten 300-Kilo-Fässer, die später in den sogenannten Abfülllinien verarbeitet werden. Doch zuerst muss jeder Honig durch die Qualitätskontrolle. „Wir prüfen den Honig sehr umfangreich, das heißt, ob er sensorisch in Ordnung ist, den Sortenkriterien entspricht und unsere Qualitätsparameter erfüllt“, sagt Gerrit Lang.
Im Schnitt werden täglich 200 Einzelproben untersucht. Entspricht der Honig den Anforderungen, geht er in Produktion. „Honig ist nicht nur hell oder dunkel, er hat viele Facetten. Man muss ihn sorgsam bearbeiten und so aufbereiten, dass die Inhaltsstoffe nicht geschädigt werden“, erläutert der Wirtschaftsingenieur. Um die gewünschte cremige Konsistenz zu erhalten, wird der kristalline Honig auf 40 Grad erwärmt und anschließend gerührt. Dabei auch geschmackliche Konstanz zu erzielen, ist die große Kunst, schließlich produzieren Bienen nicht stets identischen Honig.
Nachhaltigkeit von Anfang an
Vor 40 Jahren hatte Walter Lang seinen ersten eigenen Honig geschleudert und an Bioläden verkauft, damals noch im Osnabrücker Land. In den 1980er Jahren wirkte der gelernte Chemie-Ingenieur an der Entstehung der Richtlinien zur ökologischen Bienenhaltung in Deutschland mit. Sein eigenes Unternehmen weitete er aus und verlegte in den 1990er Jahren den Firmensitz nach Bremen. Das Thema Nachhaltigkeit hat ihn von Beginn an begleitet: Er initiierte vor allem in Süd- und Mittelamerika Biohonig-Projekte. Die Imker wurden und werden im naturnahen Imkern geschult. Noch heute ist oberste Maxime des Unternehmens, den Kontakt zu den Produzenten vor Ort zu pflegen.
Aktuell profitiert der Honig-Spezialist, der 2013 einen Jahresumsatz von 28 Millionen Euro verbuchte, sicherlich vom Bio-Boom in Deutschland. Zugleich bestätigt der Trend den eigenen Weg, früh auf Qualitätsprüfung und Nachverfolgbarkeit in der Produktionskette zu setzen. Gerrit Lang: „Damit sind wir groß geworden.“
Autorin: Astrid Labbert
Mehr unter: www.biohonig.eu
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